Montag, 4. Juni 2012

Gedanken lesen

Kann man mit seinen Gedanken einen Computer bedienen? Man kann. Es genügt offenbar ein EEG-Headset, das misst, ob wir uns konzentrieren oder entspannen. Mit diesen beiden Zuständen lassen sich Computerspiele steuern. Es gibt offenbar schon einige davon auf dem Markt.

Ich erinnere mich an ein Bio-Feedback-Programm, da steckte man sich eine Klammer auf den Finger, womit der Hautwiderstand gemessen wurde. Und dann beeinflusste man die Farbe des Bildschirms, indem man sich entspannte. Also nicht so ganz neu, aber irgendwie faszinierend.

Doch die Entwickler träumen von mehr. Hätte man bessere "Fühler", dann könnte man differenziertere Signale aussenden und empfangen. Was damit wohl alles möglich wäre? Gedankenlesen lautet die Vision. Ich sehe uns schon mit Headsets herumlaufen, die unsere Gedanken decodieren und als digitale Daten an die Umgebung abgeben.

Blödsinn, oder? Wir haben doch die Fähigkeit zu sprechen. Wozu also mühsam Gedanken entziffern, wo wir uns doch viel einfacher durch Worte mitteilen können.

Aber es gibt auch Menschen, die nicht sprechen können, da wäre diese Technik ein Segen. Nur ist das kaum ein Markt, mit dem viel Geld zu verdienen wäre, so zynisch das auch klingt.

Es gibt allerdings durchaus weitereFantasien, die reizvoll klingen. Mal angenommen, dieses EEG-Headset ist an unser Smartphone angeschlossen, und das warnt uns, den Mund aufzumachen, bevor wir etwas Dummes sagen. Oder wir erhalten eine unangenehme E-Mail und setzen zu einer unüberlegten Antwort an. Zack, leuchtet eine rote Lampe auf und hält uns davon ab, im Zorn loszuschreiben.

Oder wie wäre es damit? Im Hörsaal tragen alle Studenten ein solches Messgerät, die Smartphones sind vernetzt und der Vortragende sieht auf seinem Bildschirm, wenn das Aufmerksamkeitsniveau gegen Null geht.
Das sollte er vielleicht auch mitkriegen, wenn er in die schläfrigen Augen seiner Zuhörer blickt, aber ich bin mir sicher, einem leuchtenden Warnsignal auf seinem Laptop glaubt er wesentlich eher.
Oder noch besser: Die Daten gehen direkt an einen Zentralrechner, von wo der Leiter des Instituts die "Leistungen" seiner Dozenten überwachen kann. Dann schließt er mit ihnen Zielvereinbarungen ab über das zu erreichende Aufmerksamkeits-Level seiner Studenten.
Herrliche Zeiten...

Rezension zum Thema:
Gedanken-Spieler, Wirtschaftswoche 20/2012

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